Überlegungen nach Sitzung Null

Eine meiner großen Befürchtungen bei Daggerheart war, dass durch die Mitwirkung der Spielenden an der Geschichte keine wirklichen Überraschungen mehr möglich sein könnten. Ich habe mir dann einiges an Gedanken über das gemacht was wir zusammen in der Sitzung Null festgelegt hatten und bin auf sehr viel Freiräume gestoßen, die ich ausfüllen konnte.

Die Fragen, die ich mir stellte und für mich auch beantwortete waren:

  • Was genau ist die Aufgabe des Prospektors?
  • Warum wurde er eingesetzt?
  • Wer genau hat ihn eingesetzt?
  • Wer steckt hinter dem „Putsch“?
  • Was ist der Sinn hinter dem Austausch des Prospektors?
  • Was hat der Orden der Sikkin damit zu tun?

Aufgrund dessen habe ich eine kurze Abhandlung der Geschichte geschrieben den ich zu Beginn der Runde vorgelesen habe.

Der Anfang

Man sagt das damals, als die Götter noch unter den Sterblichen wandelten, ein großer Wettstreit unter ihnen entbrannte. Derjenige der die meisten Anhänger um sich scharen könnte sollte der Gott unter den Göttern sein. Doch als Kl’tor, Herr über Lust und Nacht schnell als der Favorit für den Sieg klar war, wurden die anderen Götter zuerst eifersüchtig und dann zornig. Sie schlossen sich zusammen, um zu verhindern das er doch noch gewinnen konnte. Die freundliche Weberin des Schicksals, Rakil wurde beauftragt die Anhänger von Kl’tor einzuspinnen, so dass sie nicht wirklich tot waren aber auch nicht mehr ihre Loyalität gegenüber ihrem Herrn bezeugen konnten. So seiner Macht beraubt wurde er schliesslich in die Niederhöllen verbannt und seine Verbliebenen Anhänger wandten sich von ihm, aber auch von allen anderen Göttern ab. Diese erkannten das die direkte Einmischung in das Leben der Sterblichen nur Probleme verursachten und zogen sich aus deren Leben zurück jeder in sein eigenes Reich in den Äußeren Sphären. So endete der erste Götterkrieg.

Viele Jahrhunderte vergingen, in denen die Sterblichen in Frieden lebten. Doch die Götter konnten ihre Sucht nach Macht nicht vollends unterdrücken und so nahmen sie wieder Einfluss auf das Leben auf Ard, diesmal jedoch nicht direkt, sondern indirekt durch ihre Priester und Stellvertreter. Jeder von ihnen erklärte das sein Gott oder seine Göttin, die einzig wahre sei und dass man zwar andere Götter anbeten könne, aber vor allem einsehen müsse das diese*r eine nun über allen Anderen stünde.

Religiöse Anführer sammelten Truppen um sich, magische Artefakte mit unglaublicher Zerstörungskraft wurden erschaffen und unzählige Sterbliche verloren ihr Leben. Der zweite Götterkrieg war sehr viel blutiger as der Erste und zerstörte fast komplett das Leben auf Ard bis die Götter schliesslich einsahen das dies auch das Ende für sie bedeuten würde uns sie erneut einen Pakt schlossen. Von der Spitze der Götter wurde der erste Prospektor entsandt um Frieden zwischen Religionen und Völkern zu stiften. Er selbst gehörte keinem Glauben an, war keinem Gott untergeordnet und hatte doch Befugnis über alle anderen religiösen Anführer. Er war von undefinierbarer Form, konnte so quasi jeder Abstammung angehören und trug eine verspiegelte Maske um demjenigen der mit ihm redete dessen eignes Gesicht zu zeigen. Der so erzwungene Friede hatte auch damit zu tun das die Abstammungen zu dezimiert waren, um weiter Krieg zu führen und viele ums Überleben kämpften.

Wieder vergingen Jahrhunderte, in denen es eine Konstante gab. Der Prospektor mochte seine Form und sein Verhalten ändern, aber er war stets in der Ziggurat in Elmara zu Hause und wenn es zu einer „Erneuerung“ kam, wurden alle Religiösen Anführer eingeladen, um dem neuen Prospektor zu huldigen. Vor 3 Jahren schliesslich geschah das undenkbare. Der Prospektor stürzte am Tag der Sonne von der obersten Ebene der Ziggurat und lag schließlich tot vor den Augen der Anwesenden, zu allem Überfluss konnte man sein Gesicht sehen, das eines Drakona. Schnell wurde ein neues Konklave einberufen doch der neue Prospektor schien bereits fest zu stehen, bevor die Repräsentanten der anderen Religionen eintreffen konnten. Dies war höchst ungewöhnlich, da nur die Obersten einer jeden Religion wussten wie das Auswahlverfahren von statten ging. Der neue Prospektor war offensichtlich ein Mensch und trug eine menschliche Maske. Er erklärte, das Nerkis der weiseste unter den Göttern sei und daher die Menschen auch die überlegenste Abstammung. Nicht jeder war mit dieser Proklamation einverstanden und so kam es schnell zu Pogromen auf den Straßen von Elmara bei dem alle Dissidenten, vor allem aber andere Abstammungen verfolgt und getötet wurden. Selbst die wenigen Clanks wurden zusammengetrieben und systematisch auseinandergenommen.

Tariq, ein Infernis Agent des geheimen Ordens von Sikkin wurde von seinem Meister Alzilu Aleamiq vorgewarnt das seltsame Dinge vor sich gehen. Er sollte aus Elmara verschwinden und den Schlüssel des Nerkis suchen und zu ihm bringen, oder vernichten, wenn er Alzilu nicht finden könnte. Wo der Schlüssel zu zu finden sei wusste Alzilu aber auch nicht. Er nutzte das Chaos der aufkommenden Pogrome aus um sich Ajax anzuschliessen, dem einzigen Überlebenden der Delegation aus Oke Tinjo, und verdingte sich als sein Leibwächter. Auf der Flucht aus Elmara trafen sie auf Tarnak Klippenläufer, einem alten Geliebten von Tariq der mit Isra Hóli, einer katarischen Abenteurerin gerade in die Stadt gekommen waren. Zusammen flohen sie nach Norden, da dies die Route mit den wenigsten Wachen war und Tariq zu Hause Kontakte hatte die ihnen vielleicht helfen konnten. Doch niemand wusste etwas über den Schlüssel und Ajax wollte in seine Heimat zurückkehren, um die Simians von den Geschehnissen in Elmara zu berichten. Die Gruppe wandte sich also nach Westen und war froh nach dem Vorfall im Badehaus in Xaranga noch ein Schiff in Richtung Oke Tinjo bekommen zu haben. Der Kapitän, ein Galapa namens Beront’a amüsierte sich so herzlich über die Geschichte das er noch nicht mal einen Preis für die Überfahrt nahm. Die vier mussten nur immer und immer wieder von der Flucht aus dem Xaqxis Badehaus erzählen.

In Oke Tinjo war der Empfang dann sehr kühl da Ajax keine Stärke bewiesen hatte. Das er den Anweisungen seines Meisters gefolgt war vermied eine direkte Verbannung aber die 4 erkannten schnell das sie nicht wirklich in der Vulkanstadt der Simians willkommen waren. Sie machten sich also wieder auf den Weg waren aber ein wenig verloren. Isra schlug vor die Elfen aufzusuchen, um deren Hilfe im Kampf gegen die Menschen zu rekrutieren doch in den Hauptstadt Seewald interessierte man sich kaum für die Warnungen von vier unbekannten. Nachdem Isra die Wunder der Elfenstadt im See genug genossen hatte und ihr großes Vorbild Sanja nicht treffen konnte brechen sie erneut auf, diesmal zu den Zwergen in der Hoffnung dort mehr Hilfe zu bekommen.

Sitzung 1

Die Kampagne hatte dann auch einen Namen: „Der dritte Götterkrieg“ und ich konnte sie in Abschnitte einteilen, wovon der erste „Die Suche nach dem Bibliothekar“ war. Tarnak sucht den Meister Onkai von dem festgelegt worden war das er Bibliothekar in Elmara ist und Informationen über die Spitze der Götter hat, neben der Idee das sie 4 irgendwie die Hilfe der unterschiedlichen Völker suchten ging es also auch darum den Bibliothekar zu finden in der Hoffnung etwas über das Ziel und vielleicht auch über den Schlüssel von Nerkis zu erfahren.

Wir hatten festgelegt das Onkai ein Clank ist der sich als Galapa ausgibt. Also auch die Charaktere wussten nur das sie einen Galapa suchten und sein grobes Aussehen.

Der Einstieg war ein Kampf, um recht schnell mit den Regeln zu beginnen, ein wenig Action reinzubringen und eine Fraktion einzuführen, die noch eine wichtige Rolle spielen soll. Der „Purpurne Schleier“ wirkt zu diesem Zeitpunkt wie recht einfache Räuber aber dazu später mehr.

Die Hauptstadt der Zwerge wurde dann komplett von den Spielenden beschrieben und da konnte ich dann später einiges aufgreifen. Ebenso die Taverne in der die Helden untergekommen sind. Für Isra gab es ein Wiedersehen mit Sanja und auch das war von mir schon so geplant gewesen.

Ajax wollte den Zwergenrat überzeugen gegen die Menschen vorzugehen und hier konnten wir ein wenig Rollenspielen, vor allem weil auch der Rat und der König ebenfalls von den Spielenden erschaffen wurde.

Wir müssen uns umstellen

Als Tariq dann die Kasse der Gruppe durch ein wenig Taschendiebstahl auffüllen wollte haben wir festgestellt, dass wir noch sehr stark herkömmliches Spielen im Kopf hatten. Ich habe einfach auf Finesse würfeln lassen, was dann zu einem Misserfolg führte und mich vor die Frage wie ich damit umgehen sollte. Ein paar Punkte die uns aufgefallen sind, auch in der nachträglichen Diskussion

  • Tariq war eigentlich als Infiltrator / Dieb gedacht, Jens hatte sich aber die falschen Fähigkeiten ausgesucht. Pick & Pull hätte besser gepasst.
  • Bei einem Wurf soll immer eine Konsequenz dahinterstecken. Wenn ich nicht bereit bin einen Misserfolg auch in die Geschichte einzubauen sollte man nicht würfeln lassen.
  • Eine Option wäre gewesen nicht für den Diebstahl an sich würfeln zu lassen, sondern ob man geeignete Beute findet.
  • Eine andere Option das man einen Stress markiert und dann über das Auswürfeln die Höhe bestimmt, die an Gold zusammenkommt.
  • Im Nachhinein hätte ich den Misserfolg auch gut in die Geschichte einbauen können.

Eine wichtige Erkenntnis: Sehr viel offener dafür sein, seinen Plan nicht zu streng zu verfolgen und eher darauf eingehen was die Gruppe so tut und im Hinterkopf die Motivation der NSCs haben bzw. anpassen.

Überraschung

Meine Befürchtung die Gruppe nicht überraschen zu können wurde nicht erfüllt. Als zum sich zum Ende zunächst herausstellte das Sanja, die Elfenbardin die Isra so verehrte zum „Purpurnen Schleier“ gehörte war die erste Überraschung da, die aber nicht die eigentliche Wendung war, das hätte man sich noch denken können. Interessanter war wohl das „Die Menschen“ (so glauben jedenfalls die Charaktere) alle Clanks zum Einschmelzen an die Schmiede der Zwerge verkaufen und in einer der Kisten, die sie zu Beginn „retten“ konnten Meister Onkai lag, auseinandergenommen und funktionsuntüchtig. Hier setzen wir das nächste Mal ein.

Fazit

Der Kampf zu Beginn war in meinen Augen zu einfach, wobei er auch keine Bedrohung sein sollte, sondern dazu diente den „Purpurnen Schleier“ einzuführen. Hier muss ich schaue wie das Balancing etwas besser funktioniert.

Wir haben uns gut abgestimmt, was die Reihenfolge anging. Es wurde nicht der Fokus auf einen Charakter zu stark gelegt, bei Gruppen, die sich etwas stärker darin unterscheiden, wie aktiv die Spieler sein wollen, kann das problematisch werden. Hier muss die Spielleitung ein Auge draufhaben.

Das die Spielenden die Welt mit beschreiben macht mir großen Spaß, wobei ich da aufpassen muss wie ich darauf reagieren, sie oben das Beispiel mit dem Taschendiebstahl.

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